Es war ein perfekter Tag im Himmel oben
alle waren grad beim Preisen und Loben
da stürmte Hiob mit der Botschaft herein
einer hätte gestohlen den gesamten Wein.
Ein Raunen ging durch den Saal
und einer stand auf, machte seinem Unmut Luft
ein Essen ohne Wein, das sei doch kein Mahl
und er wisse schon wer sei der diebische Schuft!
Nur einer würde wagen, so ein Sakrileg
man müsse ihn endlich in die Schranken verweisen
ihm den Heiligenschein entziehen, das sei der einzige Weg
dann könne man wieder in Ruhe speisen.
"Das war doch bestimmt Judas der Verräter"
tat ein anderer lauthals kund
"er war ja schon einmal der Übeltäter
und nahm ganz schön voll den Mund."
Den heiligen Wein zu stehlen, sei eine grosse Sünde
noch grösser als Ehebruch
und dass er einen Krisenstab gründe
 um alles aufzudecken, das sei sein Anspruch.
Alle Augen waren nun auf Judas gerichtet
der ganz eingeschüchtert an der Tafel sass
er hatte ja schon immer auf Wein verzichtet 
war aber allgemein bekannt als Vielfrass.
Er wusste nicht wie er sich verhalten sollte
hatte seit langer Zeit ein schlechtes Gewissen
seine Vergangenheit war`s, die ihn dauernd einholte
und er weinte deswegen viele Nächte heimlich ins Kissen.
Er murmelte:
"Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein"
was besseres fiel ihm im Moment nicht ein
und mit dem Weinklau habe er nichts zu tun
doch habe er heimlich gegessen eine zweite Portion Huhn.
Die meisten Engel glaubten ihm aber kein Wort
seit " dem Vorfall "war er bei vielen in Ungnade gefallen
er wünschte sich jetzt, er wär an einem anderen Ort 
„Dann fahr doch zur Hölle,“ hörte er einen der Mentalen lallen.
Kleinlaut erwiderte er darauf
er sei ja nicht einer der gerne sauf
alles nehme sowieso seinen vorbestimmten Lauf
 und er nähme die Anschuldigungen nicht länger in Kauf.
Plötzlich verbreitete sich ein Hauch von Flieder
milde lächelnd und mit einer sanften Geste
schwebte Gott höchstpersönlich auf die Versammlung hernieder
und beendete des Streites Überreste.
"Nicht Judas, ist verantwortlich für diesen „Verrat“
ich selbst hab den Wein weggeschlossen
entschied mich nach reiflicher Überlegung zu dieser Tat
weil ich bemerkte, dass manche gern ein Gläschen zuviel „genossen.“
Ich habe den Wein wieder in Wasser verwandelt
und die geistlichen Getränke sind jetzt ohne Prozente
ich weiss, manch einer von euch hätte anders gehandelt"
und wahrlich
 zu dieser Entscheidung hagelte es keine Komplimente.
Einige die zuvor noch verbal randalierten
wären am liebsten in den Wolken versunken
diejenigen die jetzt zerknirscht nach unten stierten
sie hatten gern eins über den Durst getrunken.
Ein gutaussehender mit Brille mischte sich ins Geschehen ein
meldete sich selbstbewusst zu Wort
nicht der schon wieder, dachte Gott, oh nein
den verbannte ich doch an einen anderen Ort.
"Lieber Gott, es war ja alles dein Wille
du ziehst die Fäden in jedem Moment
warum verschreibst du ihnen diese bitterste Pille 
so ein karges Leben, vom Genuss getrennt?
Lass doch ein bisschen mehr Milde walten
ein Gläschen Wein wird schon niemandem schaden
erlaube wenigstens ein Bierchen, um Abends abzuschalten
 könntest auch alle mal zu einem „Sex on the Beach“ einladen."
Dafür gab`s jetzt tosenden Applaus aus der Säuferecke
einige andere verhielten sich aber auch neutral
nur von den Abstinenzlern erntete er böse Blicke
diese verwiesen ihn nur zu gerne aus dem Saal.
Gott kannte den Scheinheiligen seit langer Zeit
die Brillenschlange sabotierte schon im Paradies
zum intrigieren war sie immer gerne bereit 
keiner ausser ihr war je so fies.
Die Versuchung probierte noch eine weitere List
denn sie ging normalerweise nie ohne etwas zum grillen nach Haus
und meinte: " Ihr gehorcht doch nicht etwa und tut diesen Mist
diese Enthaltsamkeit ist doch ein einziger Graus."
Mit einer Spur Ungeduld in der Stimme
fuhr Gott dann mit seiner Rede fort
und meinte, wenn er sich recht besinne
gäbe es im Himmel generell viel zu viel Komfort.
Gott schien jetzt das Rationierungsfieber gepackt zu haben
er verordnete zusätzlich noch eine Fastenkur
 reduzierte überhaupt alle seine himmlischen Gaben
und empfahl für die Zeit des Verzichts gute Literatur.
Die Rubensengel die um IHN herum schwadronierten
wurden nervös und kleine Schweissperlen bildeten sich in ihren Grübchen
es dauerte ein Weilchen bis sie ihr Schicksal kapierten
die adipösen, kleinen barocken Bübchen.
Den schönsten der himmlischen Heerscharen
den Erzengeln, knurrte schon jetzt wild der Magen
sie spielten verlegen mit ihren goldenen Haaren
überlegten, sollten sie einen Einspruch wagen?
Doch sie trauten sich nicht
 denn Gott war heute sehr dominant
autoritär umgab IHN sein Licht 
 komisch, sonst war er eher für seinen Sanftmut bekannt.

Gott verkündete des weiteren:

"Keiner von euch hat eine weisse Weste
und wenn einer von sich glaubt, er sei der Beste
soll er zusammenpacken seine himmlischen Reste
er feiere dann künftig auf der Erde seine Feste."
Einige Gesichter wurden immer länger
und Gott konnte sich kaum mehr beherrschen
so traurig wie sie jetzt dastanden, seine Anhänger
brachte er`s nicht über`s Herz sie weiter zu verarschen.
 Er brach in posaunenartiges Gelächter aus
 wischte sich seine Tränen vom Gesicht
sein Lachen war zu vernehmen weit über den Himmel hinaus
so etwas hatte die Welt gehört noch nicht.
"War doch alles nur Spass meine Lieben
wollte euch aber eine Lektion erteilen
hab ein wenig Schabernack mit euch getrieben
um euch von eurer Selbstgefälligkeit zu heilen.
Am Vergeben müsst ihr dringend noch arbeiten
begrabt endlich Judas`alte Sünden 
er hat gebüsst seit langen Zeiten
hiermit will ich offiziell seine Rehabilitation verkünden.
Seid glücklich und seid belebt
hab nichts dagegen wenn ihr mal einen hebt
auch wenn wir hier oben nach höherem streben
liebt und feiert das ewige Leben!"
 Beschämt aber heilfroh fingen alle zu speisen an
 ausnahmsweise genehmigte sich auch Judas ein Gläschen
Gott sass ihm gleich nebenan
und man beobachtete bei Judas erstmals ein rotes Näschen.
Die Konvettiparade die Gott organisierte, kam bei allen gut an
und man zog in Bologneseformation durch den Saal
  einige hatten ihrem Vordermann die Flügel zusammengebunden
doch das war inzwischen jedem egal.
Im Himmel war die Welt wieder in Ordnung
es war ein weiterer perfekter Tag
alle waren wie gewohnt, in gehobener Stimmung
nur die Brillenschlange war erzürnt, über diesen schweren Schlag.